Renee Fleming, Soprano
Emerson String Quartet
Eugene Drucker, violin
Philip Setzer, violin
Lawrence Dutton, viola
Paul Watkins, cello

Decca 478839-2
(2014)
Release : 11.9.2015




Alban Berg (1885-1935) : Lyrische Stücke für Sopran und Streichquartett (1926)
  1. I. Allegretto gioviale (Original Version) (3:08)
  2. II. Andante amoroso (Original Version) (5:45)
  3. III. Allegro Misterioso - Trio Estatico (Original Version) (3:19)
  4. IV. Adagio appassionato (Original Version) (5:35)
  5. V. Presto delirando - Tenebroso (Original Version) (4:40)
  6. VI. Largo desolato (Original Version) (5:35)
  7. Largo desolato (Version with Soprano) (5:58) *
Egon Wellesz (1885-1974) : Sonnets by Elizabeth Barrett Browning, Op.52 für Sopran und Streichquartett (Rilke’s translation) - Sonnets From The Portuguese **
  1. Un es geschah mir einst (5:05)
  2. Nur drei jedoch in Gottes ganzen All vernahmen es (3:43)
  3. Du bist da droben im Palast begehrt (3:09)
  4. Ich denk an dich (3:13)
  5. Mir scheint, das Angesicht der Welt verging (4:24)
  1. Eric Zeisl : Komm, süsser Tod (2:52) (In January 1938 Zeisl composed this last lied in German language.)

*
Les Fleurs du Mal
XXX - De profundis clamavi (Psaume 130)
Charles Baudelaire
(traduit par Stefan George)

J'implore ta pitié, Toi, l'unique que j'aime,
Du fond du gouffre obscur où mon cœur est tombé.
C'est un univers morne à l'horizon plombé,
Où nagent dans la nuit l'horreur et le blasphème;

Un soleil sans chaleur plane au-dessus six mois,
Et les six autres mois la nuit couvre la terre;
C'est un pays plus nu que la terre polaire
Ni bêtes, ni ruisseaux, ni verdure, ni bois!

Or il n'est pas d'horreur au monde qui surpasse
La froide cruauté de ce soleil de glace
Et cette immense nuit semblable au vieux Chaos;

Je jalouse le sort des plus vils animaux
Qui peuvent se plonger dans un sommeil stupide,
Tant l'écheveau du temps lentement se dévide!

Zu dir, du einzig Teure, dringt mein Schrei
Aus tiefster Schlucht, darin mein Herz gefallen.
Dort ist die Gegend tot, die luft wie Blei.
Und in dem Finstern fluch und schrecken wallen.

Sechs Monde steht die Sonne ohne warm.
In sechsen lagert das Dunkel auf der Erde.
Sogar nicht das Polarland ist so arm.
Nicht einmal Bach und Baum noch Feld noch Herde.

Erreicht doch keine schreckgeburt des Hirnes
Das kalte Grausen dieses Eis-Gestirnes
Und dieser nacht o ein Chaos riesengross !

Ich neide des gemeinsten Tieres los
Das tauchen kann in stumpfen Schlafes Schwindel...
So langsam rollt sich ab der Zeiten Spindel!

**
Elizabeth Barrett Browning
Sonette aus dem Portugiesischen (translation by Rainer Maria Rilke)

1. Und es geschah mir einst, an Theokrit zu denken

Und es geschah mir einst, an Theokrit
zu denken, der von jenen süßen Jahren
gesungen hat und wie sie gütig waren
und gebend und geneigt bei jedem Schritt:

und wie ich saß, antikischem Gedicht
nachsinnend, sah ich durch mein Weinen leise
die süßen Jahre, wie sie sich im Kreise
aufstellten, traurig, diese von Verzicht

lichtlosen Jahre: meine Jahre. Da
stand plötzlich jemand hinter mir und riß
aus diesem Weinen mich an meinem Haar.

Und eine Stimme rief, die furchtbar war:
«Rate, wer hält dich so?» - «Der Tod gewiß».
- «Die Liebe» - klang es wieder, sanft und nah.

2. Nur Drei jedoch in Gottes ganzem All

Nur Drei jedoch in Gottes ganzem All
vernahmen es: Er selbst und du, der sprach,
und ich, die hörte. Und in diesem Fall
war Ers, der Antwort gab ... um Ungemach

auf meinen Augenlidern aufzuschichten
so viel, daß nicht mit größeren Gewichten
der Tod sie hindern könnte, sich zu dir
noch einmal aufzuschlagen. Dieses hier,

dies Nein vor Gott, mein Freund, ist schwerer als
andere Nein. Wir dürften allenfalls
stehn, gegen Menschen, Meer und Sturm uns sträubend,

und durch Gebirg hin uns halten lernen;
und stürzten Himmel hier herein betäubend:
wir hielten uns noch fester zwischen Sternen.

4. Du bist da droben im Palast begehrt

Du bist da droben im Palast begehrt,
erlauchter Sänger lauterer Gedichte,
wo Tänzer stillstehn, deinem Angesichte
und deinem Munde durstend zugekehrt.

Und es gefällt dir, dieser dürftigen Tür
Griff anzurühren? Ist es auszuhalten,
daß deiner Fülle Klang in goldnen Falten
vor eine Türe fällt, zu arm dafür?

Sieh die zerbrochnen Fenster. Fledermaus
und Eule baun im Dach. Und meine Grille
zirpt gegen deine Mandoline. Stille.

Das Echo macht noch trauriger das Haus,
drin eine Stimme weint, so wie die deine
da draußen singen muß ... allein, alleine.

29. Ich denk an dich. Wie wilder Wein den Baum spriessend umringt

Ich denk an dich. Wie wilder Wein den Baum
sprießend umringt, mit breiten Blättern hängen
um dich meine Gedanken, daß man kaum
den Stamm noch sieht unter dem grünen Drängen.

Und doch, mein Palmenbaum, will ich nicht sie,
diese Gedanken, sondern dich, der teurer
und besser ist. Du solltest ungeheurer
dich wieder zeigen, weithin rauschend wie

es starke Bäume tun. Und dann laß da
das Grüne dieser kreisenden Lianen
abfallen, wo es schon zerrissen ist,

weil meine Freude im Dich-Sehn und -Ahnen,
in deinem Schatten atmend, ganz vergißt
an dich zu denken - ich bin dir zu nah.

7. Mir scheint, das Angesicht der Welt verging

Mir scheint, das Angesicht der Welt verging
in einem andern. Deiner Seele Schritt
war leise neben mir, o leis, und glitt
leis zwischen mich und das was niederhing

in meinen Tod. Auf einmal fing -
- da ich schon sinkend war - mich Liebe auf,
und ein ganz neuer Rhythmus stieg hinauf
mit mir ins Leben. Den ich einst empfing,

den Taufkelch voller Leid, ich trink ihn gern
und preis ihn, Süßer, süß, bist du nur nah.
Die Namen: Heimat, Himmel schwanden fern,

nur wo du bist, entsteht ein Ort. Und da:
dies Saitenspiel (die Engel wissen wie
geliebt) hat nur in dir noch Melodie.